ein heilsamer Umgang mit den Herausforderungen dieser Zeit
Inneren Frieden finden
Inneren Frieden finden

Inneren Frieden finden

‚Wär’n unsere Herzen immer so weit, und lernten wir in Frieden zu leben….’

Diese Textzeile aus dem Weihnachtslied von Rolf Zuckowski hat mich erkennen lassen, wieviel Krieg in mir selbst herrscht.

Und wie können wir in Frieden leben, wenn wir uns doch innerlich ständig selbst fertig machen?

Mich hat es körperlich gestern Abend richtig rausgehauen. Da lag eine zentnerschwere Last auf meinem Rücken, die ich nicht mehr tragen konnte. Und da war eine Enge um meinen Brustkorb, die mir die Luft genommen hat.

Alle Versuche mich dem hinzugeben, geschehen zu lassen, zu vertrauen, sind kläglich gescheitert.

Und auf einmal mußte ich erkennen, dass ich große Angst habe zu sterben. Es fühlte sich wie Ersticken an.

Und ich bin einfach noch nicht bereit loszulassen. Welche Wandlung, wo ich doch glaubte, den Tod nicht mehr zu fürchten, weil ich innerlich schon so oft gestorben bin.

Aber körperlich ist dann doch eine andere Hausnummer!

Und nicht nur das ist mir im Laufe der letzten quälenden Nacht und dieses Tages bewußt geworden.

Als mein Zwerchfell sich endlich zu entspannen begann, ich wieder mehr Luft bekam, und die Wärme, die durch meinen Rücken strömte, auch die Muskelschmerzen linderte, da erkannte ich den Diktator in mir selbst.

Ich allein war es, die sich diese Schmerzen zugefügt hatte. Ich allein hatte mir eine viel zu große Last auferlegt. Und ich allein habe mir die Luft zum Atmen genommen.

Und tu es noch immer.

Mein Anspruch an mich selbst, nämlich perfekt zu sein, hat mich in diese Lage gebracht.

Ich war mir dessen schon länger bewußt, aber ich kannte die Auswirkungen auf meinen Körper nicht.

Mein Verstand steht da Peitsche schwingend und treibt mich unbewusst zu immer neuen Höchstleistungen an.

Alles muss perfekt aussehen und funktionieren. Und ich selbst habe mich perfekt zu verhalten.

Ich bin an einem Wendepunkt angelangt. Ich habe verstanden, dass ich den Verstand so keinesfalls weitermachen lassen kann.

Aber ich spüre auf der anderen Seite große Verunsicherung.

Wie sieht meine Welt aus, wenn ich nicht mehr alles ordentlich aufgeräumt habe? Wenn es einen Tag gibt, an dem ich es nicht schaffe, den Eichhörnchen vor meiner Tür ihr Futter rauszustellen? Wenn ich mich nicht angemessen (entsprechend der Vorgaben meines Kopfes) verhalte oder auftrete? Wenn ich eine „schlechte“ Tochter, Schwester oder Freundin bin?

Ich bemerke gerade, wie sehr ich mich darüber definiert habe, allen Ansprüchen zu genügen. Und noch darüber hinaus.

Eine Welt, ohne diese Ansprüche zu erfüllen, ist im Moment unvorstellbar für mich.

Und doch habe ich keine Wahl. Sonst wird mein Körper beim nächsten Mal womöglich nicht so zeitnah auf meine Behandlung anspringen.

Ich habe keine Wahl. Ich darf mich dieser Welt, ohne all die Vorgaben an mich selbst zu machen, stellen. Gehört nicht auch dies zur neuen Welt?

Mein Eintritt in neue Gefilde funktioniert wohl nur, wenn ich die alten erlernten Muster zurücklasse.

Mein Kopf geht gerade auf die Barrikaden, weil er das Chaos fürchtet. Weil er fürchtet, keine Kontrolle mehr zu haben.

Aber genau darum geht es ja. Die Kontrolle abzugeben. Geschehen zu lassen. Mich in den Fluß des Lebens zu geben, anstatt jede Regung und jedes Gefühl kontrollieren und beeinflussen zu wollen.

Und noch etwas ist mir durch gestern Abend klar geworden: alles hängt am seidenen Faden. Von einem Moment auf den anderen kann sich alles verändern und alle Pläne über den Haufen geworfen werden.

Wie essenziell ist doch unsere Atmung! Und wie selbstverständlich nehmen wir hin, dass der Körper funktioniert! Wie sehr lernen wir seine Gesundheit erst zu schätzen, wenn wir krank sind! Und wie sehr wehren wir uns dagegen krank zu sein, obwohl es so viel Erkenntnis für uns bereit hält!

Krank sein, die Angst davor, sterben zu können, sind immer eine große Chance, das Loslassen und Geschehen lassen zu lernen. Uns vertrauensvoll hinzugeben, dass das für uns Beste geschieht. In welcher Form auch immer.

Und ein Teil von mir weiß, dass es nach diesem irdischen Leben weitergeht. Und dass dieser Bewusstseinszustand, in den wir dann wechseln, gekennzeichnet ist von Liebe, Frieden und Ruhe. Doch der Körper stirbt. Der Verstand ist dann nicht mehr. Und das ist es, was mich den Tod gestern Abend hat fürchten lassen. Nichts mehr riechen, schmecken oder fühlen zu können.

Und wäre es nicht auch viel schöner, man könnte diesen Zustand von Liebe, Frieden und Ruhe innerhalb des irdischen Körpers erfahren?

Gestern Abend war ich noch nicht soweit, mich dem zu stellen.

Und ich darf nun lernen, mir diese vermeintlichen Fehler zu verzeihen. Zu erkennen, dass ich entsprechend der Maßstäbe meines Verstandes nicht perfekt bin.

Ein lieber Mensch hat zu mir gesagt, das sollte mich doch erleichtern, nicht perfekt sein zu müssen.

Aber meine Innenwelt ist gerade im Aufruhr. Darf ich doch nun alles in Frage stellen, woran ich über mich oder meine Welt geglaubt habe.

Alles darf sich zu meinem und zum höchsten Wohle neu sortieren.

Und ich bin bereit zu lernen. Ich möchte den Kampf gegen mich selbst überwinden.

Und Frieden mit mir machen. Mit allem, was da in mir schreit, wütet, schmerzt oder sich ängstigt.

Erst dann, wenn uns dies gelingt, im Frieden mit uns selbst zu leben, erst dann können wir diesen Frieden auch nach außen in die Welt tragen.

Erst dann können die ehrlichen Wünsche aus dem Weihnachtslied von Rolf Zuckowski wahr werden.

Es liegt in jedem von uns selbst.

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